Dienstag | 25.10.2022 | 19:00 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Krüger, Karlsruhe

Der Muristan in Jerusalem - der Geschichte der Heiligen Stadt auf der Spur

Haus der Wissenschaft, Olbers-Saal
Historische Gesellschaft, Freundeskreis der Antike, Vereinigung für Bremische Kirchengeschichte, Stiftung Bremer Dom

Prof. Dr. Jürgen Krüger (*1950). Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie in Würzburg. Grenzüberschreitende Themen sind ein bevorzugtes Feld; Architekturgeschichte und Kirchenbau die Spezialitäten. Wichtigste Stationen waren Rom (Bibliotheca Hertziana, MPI für Kunstgeschichte, danach Diss.), Karlsruhe (Assistenzzeit am Kunsthist. Institut und Habilitation), Professurvertretungen in Jena, Heidelberg, Bochum, Trier, Erlangen-Nürnberg, Regensburg; Jerusalem (Dozent beim Theologischen Studienjahr der Dormitio). Ernennung zum apl. Prof. 2000 in Karlsruhe; Ausstellungsprojekte und freiberufliche Tätigkeit ab 2004. Publikationen, u. a.: Rom und Jerusalem. Kirchenbauvorstellungen der Hohenzollern im 19. Jh. (1995); Die Grabeskirche zu Jerusalem (2000); Synagogen in Baden-Württemberg (2007); Evangelisch in Rom. Der etwas andere Reiseführer (2008, 2013); Luthers Rom (2010, 2014); Kirchenführer Karlsruhe (2015, 2022).

Die Grabeskirche und der Tempelberg bilden die beiden Pole, zwischen denen sich die Stadt mit ihren Heiligtümern entwickelte, welche die wichtigsten Bauten der drei abrahamitischen Religionen darstellen. Vor der Grabeskirche liegt ein großes Areal, scheinbar ohne Vergangenheit, denn der dort befindliche Basar ist erst um 1900 entstanden und die ev. Erlöserkirche daneben stammt aus dem Jahr 1898, von Kaiser Wilhelm II. gestiftet; für Jerusalem sind das jüngste Daten von eher anekdotischer Bedeutung. Aber dieses Areal, romantisch »Muristan« (= Krankenhaus, pers.-arab.) genannt, entpuppt sich als wichtiges »Schaufenster« in die Geschichte der Stadt. Hier, wo es jahrhundertelang keine Bebauung bzw. nur Ruinen gab – eine Seltenheit in der dicht bebauten Altstadt –, war es möglich, der Stadtbaugeschichte nachzugehen. Eine der großen Fragen der Christen war seit Jahrhunderten und ist es bis heute: Markiert die Grabeskirche wirklich die Stellen von Martyrium und Grab Jesu? Die Antworten wurden eben im Muristan gesucht, und wie so oft: Die Antworten sind komplizierter als es die Fragen waren. Und manches Unerwartete zur Stadtbaugeschichte trat zutage, von dem frühen Jerusalem bis ins Mittelalter, als hier der Johanniterorden gegründet wurde.